Was ist Hochsensibilität? Bin ich hochsensibel?

„Stell dich nicht so an!“ „Du übertreibst!“ „Sei nicht so empfindlich!“ „Leg dir ein dickeres Fell zu!“ „Warum nimmst du alles so persönlich?“ „Warum reagierst du so emotional?“ „Du bist so schwach.“ Kommen Ihnen diese Sätze bekannt vor? Dies sind Sätze, welche hochsensitive Menschen häufig zu hören bekommen. Welche ihre Selbstwahrnehmung und ihr Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen können.


„Helles Licht, Lärm, Gerüche, große Menschenmengen, Rückzug, wenig Freunde.“ Hochsensible Menschen reagieren empfindlicher auf Reize. Sie haben außergewöhnlich feine Antennen für die Stimmungen ihrer Mitmenschen. Hochsensible Menschen sprechen auf innere und äußere Reize stärker an und zeigen häufig eine Verhaltenshemmung – die Neigung, sich zurückzuziehen und unbekannte Situationen zu meiden. Darunter vermuten Forschende eine besondere Verarbeitung von Sinnesreizen, die zu einer höheren Empfindsamkeit führt. Hochsensibilität ist demnach keine Krankheit, sondern mehr ein Persönlichkeitsmerkmal, eine Charaktereigenschaft.

Finden Sie sich in diesen Aussagen wieder?
  • Ich denke viel nach, analysiere und reflektiere alles sehr ausführlich
  • Ich wende viel Energie dafür auf, meine eigenen Gefühle und die meines Gegenübers zu hinterfragen
  • Ich kann mich sehr empathisch in andere Menschen einfühlen
  • Ich kann nur schwer Entscheidungen treffen, denke erst gründlich nach und bin sehr gewissenhaft und perfektionistisch
  • Ich spüre schnelle Reizüberflutung und fühle mich leicht erschöpft oder gereizt
  • Ich denke oft lange über vergangene Situationen und Gespräche nach
  • Ich lese oft zwischen den Zeilen
  • Ich spüre die Stimmung anderer Menschen und merke, wenn diese nicht authentisch sind und „Masken“ tragen und spüre, wenn ich manipuliert werde
  • Manchmal spüre ich schon, was in meinem Gegenüber vorgeht, bevor diese Person es selbst wahrnimmt
  • Oft habe ich schon eine Vorahnung was passieren wird und spüre es, wenn mein Bauchgefühl mich warnt
  • Ich habe häufig Stimmungsschwankungen
  • Ich versuche Konflikte jeder Art zu vermeiden und bin sehr harmoniebedürftig, mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn
  • Horrorfilme, Gewalt oder negative Nachrichten vermeide ich
  • Ich fühle mich „anders“ als andere und habe das Gefühl nicht verstanden zu werden oder verliere mich in Erklärungen oder Rechtfertigungen
  • Ich kann schwer mit Lügen umgehen und bin meist sehr gutgläubig und naiv
  • Ich habe ein „offenes Ohr“ für andere, spüre sofort wie es anderen geht und habe das Bedürfnis zu helfen
  • Ich lerne schnell dazu und sauge neues Wissen förmlich auf
  • Aus neuen Erfahrungen oder neuen Impulsen schaffe ich leicht Verknüpfungen zu anderen Themen und lerne oft so schnell, dass eine wichtige Erkenntnis oder Idee die andere jagt
  • Ich habe das Gefühl, dass ich manchmal zu schnell von einem Gedanken zum anderen springe und andere mir gar nicht folgen können
  • Andere beschreiben mich als altklug, arrogant, zu vernünftig, besserwisserisch, Spielverderber, kompliziert, empfindlich oder Sensibelchen
  • Ich liebe tiefgründige Gespräche und fühle mich in oberflächlichen Kontakten eher unwohl
  • In Gruppen fühle ich mich meist überfordert und lange Treffen kosten mich so viel Kraft, dass ich mich schnell zurückziehe
  • Ich kann meine Gedanken einfach nicht „abstellen“
  • Manchmal wünsche ich mir weniger wahrzunehmen und betäube meine Gefühle mit TV, Essen, Alkohol oder anderer Ablenkung
  • Je mehr Sie sich in den beschriebenen Merkmalen wiederfinden, desto wahrscheinlicher und intensiver können bei Ihnen hochsensible und/oder hochsensitive Eigenschaften ausgeprägt sein.

HSP-Skala Fragebogen:

Zudem existiert ein Fragebogen, welcher die Wahrscheinlichkeit einer Hochsensibilität messen kann. Dieser Test dient lediglich als Anhaltspunkt. Der Fragebogen wird HSP-Skala (Highly Sensitive Person Scale) genannt. Wer bei diesem Test mehr als 14 Aussagen zustimmt, ist wahrscheinlich hochsensibel. Zu Ihrer Orientierung können Sie diesen Test zu Hause durchführen.

  • Ich lasse mich leicht von starken Sinneseindrücken überwältigen.
  • Ich nehme in meiner Umgebung viele Feinheiten wahr.
  • Die Stimmungen anderer Menschen beeinflussen mich.
  • Ich neige zu Schmerzempfindlichkeit.
  • Ich habe das Bedürfnis, mich an anstrengenden Tagen ins Bett, einen abgedunkelten Raum oder an einen anderen Ort zurückzuziehen, wo ich mich von Reizen erholen kann.
  • Ich reagiere besonders empfindlich auf die Wirkung von Koffein.
  • Ich bin leicht überwältigt von Dingen wie hellem Licht, starken Gerüchen, groben Stoffen oder Sirenen.
  • Ich habe ein reiches, komplexes Innenleben.
  • Ich fühle mich bei lauten Geräuschen unwohl.
  • Kunst oder Musik berühren mich tief.
  • Meine Nerven sind manchmal so gereizt, dass ich mich der Situation entziehen muss.
  • Ich bin sehr gewissenhaft.
  • Ich erschrecke leicht.
  • Ich werde unruhig, wenn ich viel zu tun und wenig Zeit dafür habe.
  • Wenn sich Menschen an einem Ort unwohl fühlen, weiß ich, was zu tun ist, um ihn für sie angenehmer zu gestalten (zum Beispiel die Beleuchtung oder die Sitzordnung ändern).
  • Es nervt mich, wenn man versucht, mir zu viele Dinge auf einmal zuzumuten.
  • Ich bemühe mich, keine Fehler zu machen oder Dinge zu vergessen.
  • Ich meide gewalttätige Filme und Fernsehsendungen.
  • Ich werde unangenehm erregt, wenn um mich herum viel los ist.
  • Großer Hunger löst bei mir eine starke Reaktion aus, die meine Konzentration oder Stimmung stört.
  • Veränderungen in meinem Leben wühlen mich auf.
  • Ich nehme zarte oder feine Düfte, Geschmäcker, Klänge, Kunstwerke wahr und genieße sie.
  • Ich finde es unangenehm, wenn viel auf einmal los ist.
  • Ich lege großen Wert darauf, mein Leben so zu gestalten, dass ich aufregende oder überwältigende Situationen vermeide.
  • Intensive Reize wie laute Geräusche oder chaotische Szenen stören mich.
  • Wenn ich mit anderen konkurrieren muss oder bei der Ausführung einer Aufgabe beobachtet werde, werde ich so nervös oder zittrig, dass ich viel schlechter abschneide als sonst.
  • Als ich ein Kind war, betrachteten meine Eltern oder Lehrer mich als sensibel oder schüchtern.

„Hochsensibel zu sein bedeutet wie ein Schmetterling zu leben. Wir verlieben uns in Blumen und Farben, flattern der Sehnsucht entgegen, sind verletzlich und schön. Auch der kleinste Flügelschlag hat eine Wirkung auf das Ganze. Unterschätze niemals, wie wichtig du für das Leben bist.“

- Sylvia Harke

Häufige Fragen zu Hochsensibilität

Die Schwierigkeiten wie Erschöpfung, depressive Verstimmungen, Ängste oder Selbstwertprobleme, die viele Hochsensible entwickeln, haben ihre Wurzel nicht in der Hochsensibilität, sondern im unpassenden Umgang mit dem Persönlichkeitsmerkmal. Häufig bleibt die eigene Hochsensibilität so lange unerkannt bis eine psychische Störung oder eine Phase von Burnout oder Depression entsteht. Ich möchte Sie dabei unterstützen Ihre Hochsensibilität als Geschenk, Stärke und wertvolle Ressource zu erkennen und einen gesunden Umgang damit zu erlernen. Ein Ansatz könnte zum Beispiel sein häufiger Ruhephasen einzuplanen und einen gesunden Umgang mit Grenzen zu erlernen. Ein weiterer Ansatz könnte sein, einen für Sie passenderen Job zu Ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen zu finden. Die Ansätze sind sehr individuell und nur als Beispiel zu werten.

„Meistens ist das, was du für deine größte Schwäche hältst, deine größte Stärke.“

Hochsensibilität ist ein Geschenk, welches zur Verarbeitung von Trauma genutzt werden kann. Die Voraussetzung dafür ist jedoch ein bewusster Umgang mit der eigenen Hochsensibilität. Fehlt dieses Bewusstsein kann die Hochsensibilität eine solche Wunde (Trauma) sogar noch verstärken. Andersherum kann ein Trauma aber auch Hochsensibilität begünstigen. Tatsächlich sind die Grenzen zwischen beiden Phänomenen fließend.


Umso wichtiger ist daher das Wissen um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Trauma und Hochsensibilität. Flashbacks, starkes dissoziatives Verhalten oder selbstzerstörerische Tendenzen sind nur einige Merkmale von Trauma – die in keinem direkten Zusammenhang zur Hochsensibilität stehen.

„Eine gute Faustregel ist, dass eine Umgebung, die dich ständig negativ über dich selbst grübeln lässt, die falsche Umgebung für dich ist.“ 

- Laurie Helgoe

Hochsensible kämpfen häufiger mit Ängsten oder leiden an einer Angststörung. Angst als Warnsystem ist für Menschen unverzichtbar. Sie kann jedoch auch krankhafte Formen annehmen. Durch die dünne Haut, die geräuschempfindlichen Ohren und die jedes Detail wahrnehmenden Augen dringt angsterregendes schneller und lauter ein. Es bestehen weniger Schutzfunktionen. Angstprägungen entstehen so häufig schon in der Kindheit. Geschehnisse, welche für Eltern problemlos scheinen, können für hochsensible Kinder traumatisch sein. Ihnen fehlt noch das Verständnis für äußere Geschehnisse und sie können davon überwältigt werden. Je sensibler, desto stärker. Ein Erschrecken wird schneller zum Schock oder gar zum Trauma. Fehlt noch zusätzlich das Verständnis der Bezugspersonen („Du musst doch keine Angst haben.“ „Ist doch nicht so schlimm.“) Kann sich ein Lebensgefühl von Ängstlichkeit oder Unsicherheit einstellen. Oder ein Gefühl von nicht richtig sein. Und es verwundert nicht, dass hochsensitive Menschen häufiger von Angst oder Angststörungen berichten.

"Ich höre was die Stille mir erzählt, ich spüre jede noch so kleine Schwingung, und manchmal weine ich deine Tränen."

- Loubins Way

Hochsensible können anfälliger für eine Depression sein.


Durch die intensive Wahrnehmung von Sinneseindrücken ist die Reaktion darauf häufig stärker, der Alltag kann Hochsensible mehr belasten als normal sensitive Menschen. Sie leiden häufig stärker mit Anderen mit und können ihre Empfindungen von jenen des Leidenden nicht gut unterscheiden.


Weitere Gründe, warum Hochsensitive anfälliger für Depressionen sind, liegen zum Beispiel in ihrem Rückzugsverhalten und Streben nach Perfektionismus.

„Hochsensibilität ist keine Krankheit oder Makel. Sie ist nichts anderes als ein Merkmal, genauso wie die Körpergröße, die Stimme oder andere Charakteristika, die einen Menschen ausmachen.“

- Katja Smigerski


Finden Sie sich in folgenden Symptomen, Ängsten und Verhaltensweisen wieder? Oder leiden Sie an ähnlichen Beschwerden?
  • Unkontrollierbare Sorge und Nervosität
  • wird leicht erschreckt
  • Schlafprobleme
  • Hyperventilation
  • Enge in der Brust
  • Erstickungsgefühle
  • Herzschmerzen
  • Amnesie
  • Unfähigkeit sich zu konzentrieren
  • Unentschlossenheit
  • Reizbarkeit
  • Kopfschmerzen
  • Unruhe
  • Schwitzen
  • Hitze- oder Kältegefühl
  • Taubheitsgefühle oder Kribbeln in Händen, Armen oder Beinen
  • Übelkeit, Durchfall, Kribbeln im Bauch, Magenbeschwerden
  • Herzklopfen oder Stolpern
  • Zittern
  • Verspannungen
  • Schwindel
  • Panikattacken
  • Höhenangst
  • Angst vor dem Autofahren
  • Angst vor dem Gehen
  • Angst vor Vergiftung
  • Angstbesetzte Situationen werden vermieden
  • Rückversicherung bei anderen Menschen
  • Trennungsangst, Verlustangst, Bindungsangst
  • Soziale Ängste
  • Angst vor Erkrankungen
  • Angst vor dem Sterben
  • Angst, dass Angehörige Sterben könnten
  • Angst vor dem Zugfahren oder Busfahren
  • Flugangst
  • Angst vor Aufzügen
  • Angst vor geschlossenen Räumen
  • Angst vor Autobahnen, Tunnel, engen Straßen
  • Angst vor allem Neuen
  • Angst vor dem Zubettgehen
  • Angst vor dem Essen gehen
  • Angst vor dem Versagen
  • Angst vor neuen Medikamenten
  • Angst vor Tageslicht, Licht oder Sonnenschein
  • Platzangst
  • Angst vor Kontrollverlust
  • Angst vor bedrohlichen Körperzuständen wie z.B. Ohnmacht oder Herzinfarkt
  • Angst vor öffentlichen Plätzen
  • Angst vor Menschenmengen
  • Angst alleine zu sein
  • Angst vor der Schlange an der Kasse
  • Angst vor Krankenhäuser
  • Angst vor Bewertung und Beobachtung zum Beispiel in Prüfungssituationen
  • Angst von zu Hause zu weit weg zu sein, alleine zu reisen
  • Angst vor dem Reisen allgemein
  • Angst keine Hilfe zu bekommen, in bedrohlichen Situationen
  • Angst vor peinlichen Situationen
  • Ein Gefühl von Selbstentfremdung (sich selbst als unwirklich oder fremdartig wahrnehmen, das Gefühl außerhalb des Körpers zu sein)
  • Eine verfremdete Wahrnehmung der Umwelt (die Umwelt scheint unvertraut und fremd, die klare Grenze zwischen Ich und Umwelt fühlt sich gestört an)
  • vermindertes Selbstbewusstsein, Versagensgefühle, Unterlegenheitsgefühle, Furcht vor Kritik
  • Erröten, vermeiden von Blickkontakt
  • Häufiger Harndrang
  • Angst vor der Angst
  • Schwächegefühl im Körper

„Angstzustand ist, wenn man 64 Tabs offen hat, aber im echten Leben."

- Eden Dranger


Finden Sie sich in folgenden Symptomen oder Verhaltensweisen wieder? Oder leiden Sie an ähnlichen Beschwerden?
  • Gedrückte Stimmung
  • Das Gefühl innerer Leere
  • Freudlosigkeit
  • Antriebsmangel
  • Erhöhte Ermüdbarkeit
  • Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Schuldgefühle
  • Pessimistische Zukunftsperspektive
  • Schlafstörungen
  • Verminderter oder erhöhter Appetit
  • Vermindertes sexuelles Interesse oder Libidoverlust
  • Suizidgedanken
  • Mangelnde Fähigkeit emotional auf die Umwelt zu reagieren
  • Interessensverlust
  • Morgentief oder Abendtief
  • Innere Unruhe
  • Gewichtverlust oder Gewichtszunahme
  • Sozialer Rückzug
  • Verlangsamtes Denken
  • Gedankenkreisen
  • Reizbarkeit
  • Ängstlichkeit
  • Geräuschempfindlichkeit

Podcast & Blog

Erfahren Sie mehr über mentale Gesundheit, Achtsamkeit und Entspannung: In meinem Podcast ‚Mindfully‘ erwarten Sie Meditationen, Hypnosen und inspirierende Gespräche. Aktuelle Beiträge und Einblicke teile ich zudem auf meinen Social-Media-Kanälen. Lassen Sie sich inspirieren!